Zwei Stunden dauert die Fahrt von Granada nach El Chorro. Vorbei geht es zunächst an Santa Fe und dann durch das durchaus hübsche Hinterland bis Antequera, von wo aus wir dann auf kleinen Bergstraßen bis El Chorro fahren. Hier treibt es doch eine Menge Touristen her. Die Wanderung auf dem Caminito del Rey gehört zu den Highlights und muss deswegen online reserviert werden. Wir hatten das vor einigen Wochen bereits gemacht. Allerdings gab es da schon keine individuellen Zeitslots mehr und wir begnügen uns daher mit einer geführten Tour, was auch nicht weiter schlimm ist.
Caminito del Rey – der Königspfad
Der Caminito del Rey, der Königspfad, benannt nach König Alfons XIII., der ihn feierlich 1921 einweihte, führt durch die Schlucht Garganta del Chorro. Mit einem großen Bauprojekt sollte das Potential der Gegend mit dem Wasser des Guadalhorce für die Stromerzeugung erschlossen werden. Da das Wasser nur saisonal in größeren Mengen verfügbar ist, wurden zur ganzjährigen Stromerzeugung Staudämme errichtet und ein Teil des Flusswassers durch die Schlucht von El Chorro umgeleitet. Entsprechend prägen die Anlagen zur Stromerzeugung die Gegend, wozu auch der Caminito zählt, der erst seit 2015 für einen größeren Teil der Öffentlichkeit erschlossen ist.
Ein Paradies für Kletterer
Zuvor war das Gebiet um El Chorro vor allem Kletterern bekannt, die in der Wintersaison die Felswände zu schätzen wissen. Sie waren es auch, die den seit einem Umbau der Anlagen nicht mehr benutzten Caminito zum von den Medien als gefährlichsten Weg der Welt zu Bekanntheit brachten. Tatsächlich war der Weg zwischenzeitlich zwar sehr verfallen, aber durchaus mit Stahlseilen für Kletterer gesichert. Vor nicht einmal zehn Jahren wurde der Caminito neu wiedererrichtet und ist seitdem problemlos zu begehen. Zu bedenken ist nur, dass der Weg nur in eine Richtung begangen wird und Zustieg und Abstieg mit eingeplant werden müssen. Der Beginn ist im Norden und das Ende ist in El Chorro. Parkmöglichkeiten gibt es im Ort und auf weiteren Parkplätzen entlang der Landstraße nach Norden. Dazwischen verkehrt ein Shuttlebus aktuell im Halbstundentakt.
Übersicht und Zustieg
Die Übersicht vor Ort ist gar nicht so einfach. Für uns war es am einfachsten, im Ort El Chorro zu parken, da wir in einer Finca übernachten und so am Nachmittag nicht mehr mit dem Bus fahren müssen. Direkt am Bahnhof fährt der Bus ab und bringt uns zum nördlichsten Punkt, von wo aus der Zustieg beginnt. Von dort aus sind es bis zurück zum Bahnhof 6,7 Kilometer, die zu Fuß bewältigt werden müssen. Von der Shuttelbushaltestelle bis zum Beginn des eigentlichen Caminito sind es 2,7 Kilometer. Eine Stunde alles in allem sollte man für Parken, Bus und Zustieg einplanen.
Auf dem Königspfad
Dann ist es endlich soweit, jeder bekommt einen Helm wegen Steinschlaggefahr und los geht es. Das Bergpanorama und die Schlucht sind fantastisch. Auch hier gibt es wieder Geier, die über den Berggipfeln kreisen. Unter ihnen ist auch hier der Bartgeier, der bis zu 1,5 Meter groß ist und eine Flügelspannweite von bis zu 2,9 Metern hat. Damit sich die Population stabilisiert werden die Geier hier zusätzlich gefüttert. Erst am Freitag war Futtertag, sodass wir heute nichts befürchten müssen. Zwei längere Passagen führen in der engen Schlucht in durchaus schwindelerregender Höhe über die ikonischen Stege. Dazwischen, wo das Tal breiter ist, verläuft der Weg auf einem ganz normalen Wanderweg. Besonders auf dem letzten Stück ist der alte Caminito noch deutlich unter dem neuen zu erkennen.
Am Abend regnet es kurz. Wir nutzen die Zeit, um die Eindrucke sacken zu lassen und gammeln ein wenig, was auch mal sein darf 🙂
Wetter: eher bewölkt, aber mit 17 °C ausreichend warm
Schritte: 13.747