05—Dominica

Unser erster Landgang wird heute in Dominica sein. Aber zunächst hat mich der Jetlack im Griff. Heute war ich schon um 4 Uhr putzmunter. Um kurz nach 5 Uhr bin ich aufgestanden. Um diese Uhrzeit geht wenigstens das Internet. Durch die Satellitenverbindung braucht man unfassbar viel Geduld. Es ist ein Glücksspiel, ein Bild hochzuladen. Aber an den Seetagen oder gerade eben habe ich ja Zeit. Heute gibt es auch keinen Mittagsschnarch mehr. Das muss aufhören. Sonst sitze ich jede Nacht auf dem Balkon. Aber es ist wunderbar warm und ruhig. Einige wenige sind nur munter und frühstücken bereits unter uns im Bistro.

Dominica ist in Sicht. Diese Insel ist gesegnet mit Vulkanen, Wasser und Stürmen. Lange Zeit war nicht sicher, ob wir überhaupt in Dominica anlegen werden. Im September hat Hurrikan Maria die Insel komplett verwüstet. Im Netz habe ich viele kritische Stimmen gelesen, dass TUI die Insel so ziemlich als erste und einzige Reederei wieder ansteuert. Aber vom ersten Moment an ist uns das Herz aufgegangen. Die Menschen hier sind so herzlich und freundlich. Wir wurden nett von der örtlichen Touristenagentur begrüßt. Die hatten auch gleich noch eine Tanzgruppe mit Ureinwohnern organisiert. Sie machten gut Stimmung.

Wie uns unser Guide Hubert erklärte, brachte Maria nicht nur Sturm der höchsten Kategorie, sondern auch Regen in bisher unbekannten Ausmaß. Dominica ist stark vom Vulkanismus geprägt, dass heißt, überall sind Berge. Es gibt kaum ebene Flächen. Die Menschen wohnen in den Hängen und auf den wenigen Ebenen Flächen. Diese sind nah bei den Flüssen und dort, wo bisher nie welche waren, brachte Maria neue. Die wieder überfluteten alles, unterhöhlten ganze Landschaften und verschütteten Dörfer. Es muss ein einziger Alptraum gewesen sein. Strom gibt es lange noch nicht überall. Viele Menschen haben die Insel ganz verlassen.

Die Menschen hier leben von Landwirtschaft und zunehmend auch vom Tourismus. Fällt der weg, gibt es keine Perspektiven mehr. Das erklärt sicher auch, warum die Menschen hier wirklich alles tun, damit die Touristen sich willkommen fühlen.

Wie bei Freunden gibt uns Hubert, unser Guide, den ich vorab übers Netz gebucht habe, spontan noch eine Rundfahrt, weil das Boot noch nicht bereit ist. Er erklärt uns viel und zeigt uns aus der Ferne die Wasserfälle, für die Dominica bekannt ist. Fast eine Stunde fährt er uns rum. Die verlorene Stunde hängt der Fischer, auf dessen Boot wir dann fahren wie selbstverständlich hinten ran. Stress macht hier niemand. Aber es ist auch eine tolle Ehrlichkeit, die wir erfahren.

Der Fischer gibt uns viele Einblicke. Wir fragen interessiert nach, aber er tut es auch von sich aus. Dominica ist ein freies Land, sagt er stolz, und jeder sei Domicaner, der hier ist – egal woher man kommt. Er selber hat noch keinen Strom, aber man hilft sich mit Solar.

Auch die Unterwasserwelt ist wunderschön. Ich habe zunächst Angst, als Haisnack zu enden. Ich habe mich am Bein verletzt. Aber der Fischer meint, kein Grund zur Sorge. Ich vertraue ihm und bereue es nicht. Wunderschön ist das Champagner Riff. Domincas Vulkane sind voll aktiv. Und hier unter Wasser schicken sie Blubberblasen an die Oberfläche. Die kitzeln, wenn man durchrauscht. Viele Fische sehen wir, einen Tintenfisch und einen Octopus dazu. In einer anderen Bucht schwimmt Pepe noch im Wasser, das von einer Sulfurquelle stark erwärmt wird.

Nach einem kurzen Boxenstop auf dem Schiff erkunden wir Roseau auf eigene Faust. Sehr schön ist auch der Botanische Garten. Langsam erholen sich die Pflanzen. Der Sturm hat nicht nur alle Pflanzen entlaubt, bei einigen Bäumen hat er sogar die Rinde entfernt. Nur ein paar Tage dauerte es, bis die ersten Triebe wieder kamen und die Insel ergrünte. Hoch zum Aussichtspunkt schaffen wir es nicht mehr. Es ist weit über 30°C und gut luftfeucht. Der Regen kommt zwar nicht wirklich aus den Bergen zu uns, aber mit dem Wind die feuchte Luft.

Für den Abend steht ein Pianokonzert auf dem Programm und, wenn wir durchhalten, Kino unter den Sternen.

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