Am Abend parkieren wir auf dem Ekeberg in Oslo. Der Platz liegt sehr günstig südöstlich des Stadtzentrums oben auf einem Berg. Man hat sogar etwas Ausblick. Da freie Platzwahl extra kostet, lies ich uns einen Platz zuweisen. So viel ist gar nicht los, aber wer nicht mehr zahlt, bekommt eben den Platz in der hinteren Ecke weit weg vom Klo und natürlich ohne Blick, zudem umgeben von Bäumen, obwohl der Großteil eigentlich ein freier Hang ist. Wir finden die Lage auf den ersten Blick gar nicht so doof, da wir schön eben stehen, ohne extra auf Keile auffahren zu müssen wie fast alle anderen.
Als dann spät abends der Sturm aufdrehte, kreisten unserer beider Gedanken dann doch um den Baum hinter unserem Auto, der auf den zweiten Blick gar nicht mehr so grün war. So war das erste Drittel der Nacht wenig erholsam. Hält die Markise, das Dachzelt und noch viel wichtiger: hält der Baum. Wir haben es überlebt, das Dachzelt und die Markise auch. Da nochmal Sturm angesagt ist, wechseln wir trotzdem den Stellplatz, was überhaupt kein Problem war.
Das Wetter ist heute viel besser als angekündigt. Der Sturm hatte sich schon in der Nacht gelegt. Die Sonne schaut immer wieder durch die Wolken und es ist angenehm warm. Wie packen die Rucksäcke und schnappen uns den Hund. Eigentlich hatten wir gar nicht damit gerechnet, dass sie es überall mit hin schafft, aber auch heute wäre sie ganz sicher nicht freiwillig im Camper geblieben. Sie will mit und wir sind dankbar, dass es ihr gut geht.
Als erstes erkunden wir Bjørvika. Es ist ein sehr modernes Viertel unterhalb unseres Berges am Fjord, das zum Teil noch im Bau ist. Sehr gut gefällt uns Sørenga mit der tollen Promenade am Wasser. Ein Steg führt hinüber zum Munch-Museeum und zur Oper. Dazwischen liegen die lustigen Saunen auf dem Wasser des Osloer Saunaverbands. Das Dach der Oper ist als schräge Ebene gebaut, sodass man einfach hinauf laufen kann. Genial. Weiter geht’s zur Festung Akershus, wo der Ausblick auch sehr gut ist. Unterhalb liegt das markante Rathaus aus Backstein. Weiter laufen wir zum Schloss und dann zurück über die Fußgängerzone. Am Ende kommen wir an der Hochhauszeile, die bezeichnenderweise Barcode genannt wird, vorbei. Hier fällt uns auf, dass die Norweger doch recht früh in den Feierabend zu gehen scheinen. Aber wahrscheinlich ist es auch nicht groß anders als bei uns.
Wer früh den Berg hinunter in die Stadt läuft, muss am Abend wieder hinauf. Der Hund hat das sofort erkannt und verfiel direkt in die für sie so typische Eselsstarre. Bis hierher, keinen Schritt weiter. Es ereilten uns Szenen wie in Munchs Gemälde ,Der Schrei‘, das passenderweise übrigens auch den Ausblick vom Ekeberg zeigt. Aber keine Sorge. Wir quälen den Hund nicht. Sie läuft wie eine Eins. Aber nach 13 Kilometern hatte keiner von uns mehr Lust, ausgerechnet zum Epilog den Berg hinauf zu klettern.