Von den Städten hat uns bislang Halifax am meisten gefallen, wenn man das so sagen kann. Klein und niedlich. Traumhafte Lage am Meer. Quebec war auch sehr schön. Da hätte man sicher auch noch ein bisschen mehr Zeit verbringen und etwas mehr das städtische Leben entdecken können, was sehr kleinteilig und wenig von großen Ketten geprägt schien. Bei Montreal waren die Erwartungen groß und die Ernüchterung entsprechend größer. Es war überhaupt nicht schlecht, aber definitiv keine Liebe auf den ersten Blick. Kingston hat es dann wieder rausgeholt. Die kleineren Städte waren bislang mehr unser Ding. Überall, auch in Montreal, war die Lebendigkeit der Innenstädte super.
Heute sollte es nun nach Toronto gehen. Wir hatten ein wenig Vorbehalte. Da uns gut zweieinhalb Autostunden bevorstanden und Regen im Anmarsch war, schauten wir uns zunächst ein Stück Industriegeschichte an. In Kingston endet der Rideau Canal. Mit dem Kanal, der heute Welterbe ist, wollten die Briten im 19. Jh. einen alternativen schiffbaren Weg zum Sankt-Lorenz-Strom schaffen. Die Briten hatten Sorge vor einem amerikanischen Angriff und ihre Hauptwasserstraße lag direkt an der Grenze zu Amerika, was sie denkbar unsicher machte. Mit dem Kanal gelang ihnen eine Verbindung von Kingston am Ontariosee bis nach Ottawa am Ottawa River, der wiederum bei Montreal in den Sankt-Lorenz-Strom mündet. Für die künstliche Wasserstraße konnten Seen und natürliche Wasserläufe genutzt werden, die die Briten wiederum mit Schleusen miteinander verbanden. Alles ist bis heute in Benutzung, wovon wir uns direkt überzeugen konnten. Richtig toll. Die Schleusentore werden nach wie vor per Hand gekurbelt!
Damit war der Start in den Tag direkt ein Erlebnis. Auf dem Highway holte uns dann wie erwartet das Wetter ein. Aber insgesamt hielt der Regen sich in Grenzen. Vom Verkehr kann man das nicht sagen. Aber das Auto ist hier nun einmal das Verkehrsmittel. Dennoch hatten wir einen guten Moment am frühen Nachmittag abgepasst und kamen ohne Stau durch. Sechs Spuren in eine Richtung, alle voll mit Autos … In Toronto sagte dann ein Schild sogar „Squeeze left“ – das trifft es echt gut. Unser AirBnB ist eine ganze Kellerwohnung und liegt in Little Tibet auf der anderen Seite von Downtown. Von hier aus können wir recht bequem mit Bus oder sogar mit der Straßenbahn nach Downtown fahren. Das System muss man erst einmal verstehen, aber der Eindruck ist, die Linien verlaufen alle weitergehend entlang der großen Achsen, also quasi immer gerade aus von einem Ende der Stadt zum anderen.
Toronto ist eine sehr moderne Stadt. Voll mit Hochhäusern. Der Regen ist durch. Kurz bevor wir Downtown erreichen, macht es Bling bei scheinbar allen im Bus gleichzeitig. Wir bekommen einen Emergency Alert aufs Telefon von der Polizei, die einen flüchtigen Bewaffneten fahndet, dem man sich nicht nähern soll. Gruselig. Das Leben geht trotzdem weiter. Bislang haben wir uns nirgendwo unsicher gefühlt. Wir drehen eine große Runde vom glitzernden Downtown nach Norden zum Parlament Ontarios, durch den Queen’s Park zum Royal Ontario Museum, über die Bloor St und durch Church and Wellesley zum Yonge-Dundas Square. Mittlerweile ist es dunkel und der Yonge-Dundas Square leuchtet wie der Times Square in New York. Zum Schluss schauen wir uns noch das alte und neue Rathaus an, wo der große Toronto-Schriftzug ist. Es ist viel los, aber insgesamt sehr angenehm. Toronto überrascht und gefällt uns bislang sehr sehr gut.