An einem Seetag kann man in Ruhe ankommen. Hinter so einem Urlaubsdampfer steckt eine ausgeklügelte Logistik. Es ist unglaublich faszinierend. Nur für unser Schiff flogen gestern vier Flieger aus Deutschland in die Karibik: Frankfurt (Condor), Köln (Eurowings), Düsseldorf (Air Transat im Auftrag von Condor) und München (Condor). In Barbados kommen dann noch einmal alle vier Flieger. Damit sind jeweils reichlich 1.000 Passagiere da. 500 müssen irgendwie anders auf eigene Faust noch dazu kommen.
Die Flieger kommen gestaffelt an. Unser war der erste, der reinkam. Der Check-In im Hafen war so eine Sache von Minuten. Wir waren flott im Bus und so ziemlich die ersten in der Schlange. Die Busse nach uns mussten durchaus etwas warten. Am Ende bildete sich eine lange Schlange vor dem Schiff, da alle noch einmal durch die schiffseigene Security müssen.
Da waren wir schon längst auf unserer Kabine, im Pool und am Häppchen-Buffet.
Als wir das Schiff erreichten war es noch super ruhig. Einige Passagiere waren noch drauf, viele auf Ausflügen unterwegs. Da der komplette Passagierwechsel erst in Barbados durch ist, sind momentan noch viele von der Rundreise durch die Karibik drauf. Dadurch gibt es eine kleine Zweiklassengesellschaft: wir, die Bleichgesichter, und sie, die Dunkelgebräunten. Ich denke, dass auch die meisten Familien, von denen es doch ein paar gibt, dann runter gehen werden.
Da die Koffer noch nicht da sind, drehten wir eine kleine Runde durch unser Zuhause für die nächsten Wochen. Das Schiff macht einen soliden Eindruck. Es ist hübsch, aber unsere Silhouette vom letzten Jahr war da schon nochmal eine andere Klasse. Wir fühlen uns trotzdem schon sehr wohl.
Nach einer kurzen Runde durch den Pool gönnten wir uns ein Eis. Mit dem Alkohol, mit dem wir uns jetzt schon zuhauen könnten, halten wir uns zurück. Wir müssen uns zurückhalten, da erst 21:15 die Seenotübung war. Bis dahin mussten wir wach und bei Sinnen bleiben. Das hält aber nicht jeden ab.
Gegen fünf klopfte es freundlich an der Tür. Die Koffer waren da. Damit wir nicht zu oft den kostenpflichtigen Bügelservice beanspruchen müssen, wird pflichtbewusst ausgepackt. Danach wagen wir uns heraus aus der heilen Welt. Das Schiff liegt recht nah an der Innenstadt. In 20 Minuten ist man über eine Brücke dort. Hier tobt das karibische Leben, was für ein Getümmel. Aber die Menschen sind sehr freundlich. Wir werden nicht überfahren, ausgeraubt oder sonst etwas. Dafür gibt es viel Security. Allzu lang bleiben wir auch nicht, da es kurz nach 18 Ubr schon dämmert. Im Dunkel wollen wir hier vielleicht erst einmal nicht spazieren.
Auf dem Rückweg sahen wir einen Zug vollgepackt mit Zuckerrohr. Das war die Haupteinnahmequelle La Romanas. Vieles erinnert daran und scheinbar gibt es die Industrie immer noch. Alles ist wie im Film. Die Müdigkeit ist zurück. Dazu ist es tropisch warm und feucht.
Wir sind bereit zum Essen. Es gibt fünf Gänge und Wein, alles nicht zu verachten. Das große Restaurant ist gut besucht, aber längst nicht voll. Die Zeit bis zur obligatorischen Übung zieht sich. Am Ende können wir kaum die Augen offen halten. Kurz vor 22 Uhr legen wir ab, mit der Zahnbürste im Mund stehen wir auf dem Balkon. Wir sind jetzt 22 Stunden mehr oder weniger wach. Reicht.
Am nächsten Morgen sieht die Welt schon anders aus. Seetag. Die Wellen plätschern vor sich hin. Langsam geht die Sonne auf. Es ist kurz vor 7 Uhr. Kurzum, eine prima Zeit zum Frühstücken. Es ist kaum was los und das Angebot ist prima. Draußen an Deck genießen wir Kaffee, Saft und frische Brötchen.
Danach ist Zeit für Sport. Eine halbe Stunde schwimmen wir im Pool, den wir für uns alleine haben. Nach 9 Uhr kommen langsam mehr an Deck. Wir liegen schon in der Sonne und lesen. Als gute Deutsche kommen wir früh und besetzen die Liegen rechtzeitig am Seetag!
Mittagessen gibt‘s lecker im Atlantik-Restaurant und danach einen ausgiebigen Schnarch. Gegen Vier sind wir wieder auf den Beinen. Großes liegt vor uns. Vorher stärken wir uns aber bei Schnittchen und Torte. Das Sportstudio ruft. Halbe Stunde Laufband, halbe Stunde Ganzkörpertraining. Warum machen wir das ausgerechnet im Urlaub? Allerdings, auf dem Laufband kann man toll fliegende Fische beobachten. Sie sehen aus wie silberne Kolibris, die durch das Schiff aufgeschreckt werden und über das Wasser fliegen. Sie springen nicht nur, sondern wedeln mit ihren Flossen und kommen erstaunlich weit.
Am Abend unseres ersten Seetag spielt das Streichquartett Filmmusik im Klanghaus – das Schiff hat einen eigenen Konzertsaal, den ersten sogar auf See. Das war hübsch. Die karibische Band versucht ihr bestes auf dem Pooldeck, aber Partykanonen sind die Deutschen wahrlich nicht. Zehn Schweden stechen aus 2.490 Deutschen hervor. Morgen besuchen wir Dominica.
2 Kommentare
KommentierenIhr habt wirklich ein ausgefallenes Hobby, genau wie ich: Bei mir fällt Sport immer aus!
Die Füße links sind von ***, rechts von ***. Richtig?
Richtig 😉