Spontanurlaub ist nicht mein Ding. Eigentlich war klar, was heute dran ist. Schließlich haben wir eine ausgefeilte Urlaubsplanung. Doch da uns diese blöde Straßensperrung in den Weg kam, wir heute wieder durch das Indianerreservat oder hunderte Kilometer Umweg hätten fahren müssen, überlegen wir neu. Eine (offizielle) Umleitung führt direkt über Kanab. Dort wollten wir eh hin. Hier haben wir unser Hotel schon gebucht. Da könnten wir gleich dort was in der Nähe machen. Wir suchen und suchen und: finden nix.
Vorm ins Bett gehen sind wir dann so weit, dass wir sagen, früh aufstehen, dann hoch nach Escalante, Cottonwood Canyon Road und vielleicht noch Bryce Canyon. Wir reden hier von 750 Kilometern. Egal, wir sind im Urlaub.
Der Wecker klingelt also früh. Es ist noch dunkel. Schnell Frühstück im Zimmer machen. Kaffeemaschine (gibts hier eigentlich in jedem Hotel im Miniformat auf dem Zimmer) auf Hochtouren bringen und fertig. Wenn wir eh über Kanab fahren, könnten wir doch auch nach Berechtigungen für die Welle (googelt mal nach Bildern für The Wave) fragen. Da darf nämlich nicht jeder hin, obwohl es öffentliches Land ist. Man muss einer von 20 sein. 10 Lappen gibts per Los online. 10 weitere per Los vor Ort. Online hatten wir kein Glück. Vor Ort heute auch nicht. M***!
Wir fragen nach Alternativen. White Pocket. Wo ist das denn? Bilder sehen gut aus. Aber darauf sind wir jetzt ganz und gar nicht vorbereitet. Wir als moderne Wanderer haben ja nicht mal Koordinaten davon.
Ein Anderer spricht uns an. Die Sprache klingt vertraut. Der Dialekt bekannt. Ein Hallenser. Eigentlich werden Deutsche im Urlaub ignoriert. Doch er hat einen Jeep! Mutti lehrte uns zwar, nicht zu fremden Männern ins Auto zu steigen, doch es ist ein Jeep!
Plan für heute über Board geworfen. Es geht ins Gelände. Wir fahren off Road. Die Welle kann uns mal. Wir fahren an den A der Welt. Dorthin, wo kein Tourist hin kommt. Jawohl.
Zunächst fährt jeder für sich. Zwei Autos sind besser als eins. Wenn die Strecke es erlaubt, schaffen wir es vielleicht auch mit unserem Dodge.
Es sieht alles gut aus. Auch wenn die Straße nicht gewartet ist, kommen wir gut voran. Es gibt keine engen Flussdurchquerungen, wo wir mit unserer Schürze die Landschaft planieren. Abzweig, Abzweig, der Pfad wird schlechter. Jetzt planieren wir und zwar mit unserem Unterboden. Das ist nicht gut und zwar für unser Auto. Die Straße hätte es dagegen dringend nötig.
Der Beschluss wird gefällt, unser Auto zu parken. Wir nehmen den Jeep. Das ist gleich ganz anders. Der fährt überall drüber. Der Dodge wäre kläglich gescheitert. Wir bleiben stecken. Tiefer Sand. Angeblich hat der Jeep Allrad. Hat er nicht. Mit der Hand die Räder freilegen, unterbauen, schieben. Er rutscht ab. Nochmal und nochmal. Na klasse. Der Jeep gräbt sich nun vollends ein und rutscht dazu noch vom Weg.
Es war der letzte Abgrund, aber nicht das letzte Mal Schieben und Schaufeln. Wir wissen jetzt, warum die Touristenherumkutschierer so durch die Wallachei breschen. Mit Schwung gehts besser. Achterbahn ist zum Einschlafen dagegen. Wir werden das 110 Kilometer heute machen.
Am Schluss laufen wir den Rest. Der Tiefsand nimmt kein Ende. Der Heckantrieb bringt uns hier nicht weiter. Das Ziel belohnt uns. Hier haben wir unsere Welle für einen Augenblick. Die Rückfahrt lässt uns gedanklich nicht in Ruhe.