22 – Das Abenteuer ist noch nicht zu Ende

… Und doch war es heute alles andere als geplant.

Wir schlafen aus. Unser Hotel ist Spitzenklasse. Zu Dritt haben wir die Familiensuite. Super- Sonder-Winterangebot. Jedenfalls genug Platz für alle. Hier kann man toll Ausschlafen, mit offenem Fenster und Bachhintergrundrauschen. Springdale ist ein schöner Ort, so schön, dass es irgendwie schon fast kitschig ist.

Heute wollen wir nochmal Wandern. Aber ruhig, nicht zu viel. Der Engellandeplatz steckt noch in den Knochen. Wir planen, einen Hintereingang des Parks anzufahren und so viel Aufstieg zu sparen. Auf der Karte sieht alles gut aus. Ich gebe jedoch zu, nicht genau hin gesehen zu haben. Höhenlinien zählen wäre von Vorteil gewesen.

Zum Observation Point wollen wir. Eine spektakuläre Aussicht lockt. Zudem verspricht die Strecke abseits von allem Trubel (Spring Breaker und solche, die eigentlich noch zur Schule gehen müssten) zu liegen. Im Morgenlicht (Dank der Zeitumstellung) fahren wir in den Zion Nationalpark und wieder hinaus. Gleich nach dem Ausgang links zur Ponderosa Ranch. Soweit asphaltiert, soweit so gut. Es geht abwärts, es wird matschig, schneematschig, schneeig. Es geht abwärts, wir lassen uns rollen und finden unseren Wandereinstieg. Er ist tief verschneit. Hier war lange niemand.

Es liegt noch reichlich Schnee hier oben. Wir ziehen trotzdem kurze Hosen und T-Shirt an. Irre. In der Sonne ist es drückend warm.

Der East Rim Trail ist Dank iPad schnell gefunden, auch wenn die Karte nicht genau ist. Er hält, was er verspricht. Er verläuft immer oben an der Kante des Canyon. So solls sein, deswegen sind wir hier. Dann das böse Erwachen: auf verschneitem Pfad gehts hunderte Meter steil bergab in den Echo Canyon. Das wollten wir nicht. Der Observation Point ist nochmal höher als Angels Landing. Wir müssen doch wieder hoch zum Auto zurück. Unten angekommen beschließen wir eine Planänderung: wir gehen heute in den Echo Canyon. Der ist auch schön.

Wieder oben am Rim bin ich tot. Ein Aufstieg am Tag ist genug. Es war wieder soviel wie gestern. Das Auto steht noch, hat aber Besuch von einem blauen Geländewagen bekommen. Wir grüßen freundlich.

Es hat etwas getaut, aber nicht viel. Im dritten Gang fahren wir langsam, aber bestimmt über den Firn bergauf. Kurz gebremst, Gas, Mist. Stecken geblieben. Ein Blick auf die Reifen verrät, wir fahren neuerdings mit Slicks. Ein Hinterrad hat so gut wie kein Profil mehr. Waren wir das etwa? Heute jedenfalls nicht. Aber jetzt müssen wir hier erstmal raus. Der blaue Geländewagen war scheinbar nur so hier draußen und kommt uns jetzt hinterher. Der muss nun warten. Ältere Herrschaften steigen aus. Sehr freundlich die Leute hier. Sie haben etwas, was wir uns dummerweise nicht angeschafft haben: eine Schaufel. Sie helfen uns tatkräftig Freischaufeln, Holz suchen und Anschieben. Ne knappe halbe Stunde haben wir bestimmt gebraucht. Aber langsam wirds Routine.

Der Matsch wird jetzt mit noch mehr Tempo gemeistert. Bremsen tun nur Waschlappen. Wir fahren nicht, wir schlingern. Wo unser Auto noch sauber war, ist es es jetzt spätestens nicht mehr. Mit Wischwasser befreien wir wenigstens die Frontscheibe. Den Rest nehmen wir mit nach Las Vegas.

Der Tag ist fortgeschritten, aber noch jung genug, dass wir noch was Nettes machen können. Wir fahren zu den Coral Pink Sand Dunes bei Kanab. Aus dem Navajo Sandstein stammt der rote Sand. Nur hier hat ihn der Wind zu einem stattlichen Dünenfeld zusammen getragen. Im Hintergrund ragt das Grand Staircase Escalante Monument in den Himmel. Bunte Schichtstufen. Auch fast ein wenig kitschig, aber nur fast. Man stelle sich dazu noch die Mormonensiedler im Planwagen vor. Die haben wir heute auch getroffen, aber ohne Planwagen, sondern mit Dünenbuggy. Jede Düne wird hier für Motorsport geschunden.

Auf den Rückweg haben wir noch den Sheriff besucht. Man schaue genau ins Auto. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

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